Archive for September, 2012

Italienisches Edelmetall

Samstag, September 29th, 2012

Jetzt hat es wirklich zwei Tage gedauert bis zum nächsten Post – sorry. Vielleicht hat das ein wenig damit zu tun, dass, nachdem der Sieg von Johnny Ho feststand, der Blick sich dann wieder auf das deutsche Ergebnis richtete. Und im Gegensatz zum ersten Tag fanden bis zum Schluss die erhofften Aufwärtsbewegungen im Scoreboard nicht mehr statt. Am Ende sind es dann eine Silber- und eine Bronzemedaille geworden. Tobias konnte zum zweiten Mal eine Silbermedaille holen (möglicherweise der erste deutsche IOI-Teilnehmer, dem genau das gelang – wir werden noch einmal die Archive durchwühlen), und Julian erreichte Bronze. Jannes und Tilmann haben einfach nicht ihre besten Tage erwischt – mehr drauf haben sie allemal. Nicht zu vergessen ist auch, dass es für alle außer Tobias die erste IOI war; und Erfahrung spielt einfach eine große Rolle.

Herzlichen Glückwunsch an das ganze Team, denn alleine die Qualifikation ist eine große Leistung, und natürlich besonders an die Medaillengewinner!

Das deutsche IOI-Team nach der Siegerehrung (vlnr): Tilmann Bihler, Julian Labeit, Tobias Lenz und Jannes Münchmeyer

And the winner is …

Donnerstag, September 27th, 2012

… Johnny Ho aus den USA! Er hat soeben auch die dritte Aufgabe des zweiten Tages gelöst, hat damit insgesamt volle Punktzahl und kann von niemandem mehr eingeholt werden.

Milano!

Donnerstag, September 27th, 2012

Zu einer Informatikolympiade gehören natürlich auch die Exkursionen. Während die Contestants sich gestern im Gardaland vergnügten (das ist zumindest anzunehmen), gab es für die Teamleiter eine Fahrt nach Mailand. Dort stand zunächst eine “Conference on Young Talents for the Digital Future” auf dem Programm – hinter diesem klangvollen Titel (ein Talent in dieser Richtung ist den Italienern auf jeden Fall zuzusprechen) verbarg sich eine Art Talkshow, wobei es hier eher freundlich zuging – und insbesondere dann interessant wurde, als auch zwei ehemalige Teilnehmer zu Wort kamen. Während einige offizielle sich darauf konzentrieren wollten, wie man auch ohne große Ressourcen tolle IOI-Resultate erzielen kann, sahen die jungen Leute die von einer IOI geforderten Talente zwar als bedeutend, aber auch als begrenzt an. Gute Informatiker müssen auch noch andere Dinge leisten können – wie sie etwa auch der BwInf in seinen drei Runden fordert. Wobei sich gerade hier bei der IOI 2012 interessante Dinge tun, was die Aufgabenstellungen und deren Bandbreite angeht – aber dazu später mehr.

Am Nachmittag gab es dann eine Tour – oder eher ein Wettrennen – durch das Stadtzentrum von Mailand: mit “Duomo”, der uns als drittgrößte Kirche der Welt verkauft wurde (vielleicht aus dem geometrischen Mittel aus Grundfläche, Volumen und Anzahl der Besucher pro Jahr abgeleitet – nach den üblichen Maßen lässt sich diese Angabe jedenfalls nicht bestätigen), Galleria Vittorio Emmanuele II, Palazzo Municipale und Palazzo Sforzesco. Hier nur ein paar Bilder; eines davon belegt immerhin, dass es möglich ist, auch globale Konzerne in die Schranken zu weisen: Die McDonald’s-Filiale in der Galleria hat sich mit ihrer Fassade der Vorschrift angepasst, dass nur goldene Schrift auf schwarzem Grund erlaubt ist. Was nichts daran ändert, dass der “Mäckes” in dieser Umgebung und in Nachbarschaft u.a. mit dem Café der Familie Campari (die mit dem bekannten Long-Drink-Baustein) einfach eine Schande ist.

Il Duomo di Milano

Eine Fassade in der Galleria

... und noch eine.

PS: Der zweite Tag ist gerade spannend: Gennady Korotkevich hatte vorgelegt, aber Johnny Ho hat ihn eben erneut überholen können – siehe Live-Scoreboard.

Flusskrebsschreiber und Odometer

Dienstag, September 25th, 2012

Leonardo da Vinci war ein Genie, das ist sowieso klar, und sollte man es noch nicht gewusst haben, wird man beliebig viele Italiener finden, die es einem erzählen. Und so waren die Aufgaben des ersten Wettbewerbstags der IOI diesem unnachahmlichen Universalisten gewidmet. Zwei der Aufgaben waren direkt nach seinen Erfindungen benannt. Zum einen das Odometer: ein Karren, der mit jeder Radumdrehung einen Stein fallen lässt, so dass man eine zurückgelegte Entfernung aus der Anzahl der “verlorenen” Steine ermessen konnte (Hänsel und Gretel hätten sich auch über dieses praktische Werkzeug gefreut, aber da sie bekanntermaßen aus eher bildungsfernen Schichten stammten, war Leonardo ihnen vermutlich unbekannt). Zum anderen “il gambero scrivano”, von den Kollegen aus Luxembourg unelegant als “Flusskrebsschreiber” übersetzt, wobei ehrlich gesagt keiner der an den deutschen Aufgabenübersetzungen beteiligten Kollegen einen besseren Begriff auf Lager hatte.

Odometer und Flusskrebsschreiber waren also Hintergrund zweier interessanter Aufgaben – mit denen die Teilnehmer allerdings sehr unterschiedlich gut zurechtkamen, wie die Ergebnisübersicht belegt. Das Odometer, als Geschöpf eines Genies, war dann sogar in der Lage, das IOI-Genie Korotkevich derart in Staunen zu versetzen, dass er zwar keinen der fallen gelassenen Steine, aber immerhin 12 Punkte auf dem Weg zum vierten IOI-Sieg liegen ließ. Damit musste er am Ende des ersten Tages Platz 1 dem US-Teilnehmer Johnny Ho überlassen, der als einziger alle Aufgaben vollständig löste. Glückwunsch!

Das deutsche IOI-Team (mit Guide) im "Analysis Mode" nach der ersten Klausur

Tobias Lenz und Julian Labeit aus dem deutschen Team nahmen es immerhin locker mit dem Flusskrebsschreiber auf und rangen dem Odometer zumindest gut die Hälfte seiner Geheimnisse ab. Mit 158 bzw. 157 Punkten sind sie auf Silberkurs! Jannes Münchmeyer greift nach Bronze, und auch für Tilmann Bihler, der eine gute Lösung wegen eines kleinen Programmierfehlers nicht in Punkte umsetzen konnte, hat noch Chancen.

Morgen ist für die Contestants Entspannung im Gardaland angesagt, während der Teamleiter wichtige Vorträge bei der “Young Talents Conference” in Milano anhören darf. Hurra!

Ein Blick auf den Gardasee von der IOI-Unterkunft, dem Garda Village in Sirmione.

Die erste Klausur

Dienstag, September 25th, 2012

… läuft seit etwa zwei Stunden, das Scoreboard mit der (Zwischen-)Ergebnisübersicht funktioniert auch bereits seit etwa einer halben Stunde. Hier ist es zu sehen. Die Mitglieder des deutschen Teams liegen derzeit im guten Mittelfeld, aber da tut sich sicher noch etwas. Vorne an der Spitze gibt es eine keine Überraschung: Gennadi Korotkevich aus Weißrussland, der bereits die letzten drei IOIs gewonnen hat, liegt praktisch von Anfang an vorne, hat die beiden “klassischen” Aufgaben bereits gelöst und auch in der etwas ungewöhnlichen, aber sehr interessanten Aufgabe “Odometer” die ersten Teilaufgaben gepackt. Klasse!

IOI 2012: “Con la macchina …

Dienstag, September 25th, 2012

… si fa bella figura!” ist der Satz, den ich mir aus einem Italienisch-Kurs von vor etwa zwanzig Jahren am besten gemerkt habe: Mit einer Maschine (genauer: einem Auto) macht man immer einen guten Eindruck. Ein möglicher Zusatz wäre, dass der Eindruck noch besser wird, wenn die “macchina” auch funktioniert. Von daher war der Eindruck, den wir gestern Abend (Nacht) hatten, nicht ganz perfekt. Der neue Prozess des papierlosen Wettbewerbs, indem von Bekanntgabe der Aufgaben über die Übersetzung bis hin zur Veröffentlichung im Contest alles elektronisch sein sollte, scheitert erst einmal daran, dass im Übersetzungsraum der Strom ausfiel – das Licht ging aus, der Server mit den Aufgaben dann auch, und gedruckte Fassungen, die man schon einmal hätte lesen können, gab es nicht. Und das Wiki-basierte Übersetzungssystem wäre eine tolle Innovation gewesen, wenn der Server nicht so überlastet gewesen wäre … So wurde es dann locker 03:45 am Morgen, bis wir die Übersetzungen ordentlich auf dem Server hatten. Ja, das verdient Mitleid! 🙂

Die Verantwortlichen diskutieren die Probleme bei der Übersetzung

Nun denn. Nach einer problemlosen, kurzen Anreise, bei der wir am Flughafen Mailand-Linate direkt einen Bustransport bekamen (andere mussten vier bis fünf Stunden warten, bis sie am Flughafen ankamen), kamen wir wohlbehalten im Garda Village in Sirmione an. Nach einer schönen Eröffnungsfeier mit viel musikalischem Talent (Informatik-Talente können ja durchaus verkraften, dass es auch in anderen Bereichen Begabungen gibt) lieferte die Practice Session erste Eindrücke, eine gewisse erste Konfusion im technischen Bereich eingeschlossen, die aber in der Regel schnell behoben wurde. Schade ist, dass die Unterkunft und der Wettbewerbsort, das Centro Fiera in Montichiari, etwa 45 Minuten Fahrzeit entfernt ist – wobei 45 Minuten dazu führen, dass für eine Fahrt jeweils etwa 2 Stunden im Zeitplan vorgesehen sind. Das bedeutet viel Zeit zur Muße, für ein Nickerchen (etwa nach langen – bzw. kurzen – Übersetzungsnächten) oder tiefe philosophische Gedanken, die bei einer IOI, bei der ständig der Geist Leonardo da Vincis heraufbeschworen wird, besonders angebracht sind.

Das deutsche Team bei der Eröffnungsfeier, kurz vor Beginn (vlnr): Julian Fischer (Deputy Leader), Jannes Münchmeyer, Julian Labeit, Tilmann Bihler und Tobias Lenz