Archive for the ‘IOI’ Category

Die Teppichfrage

Donnerstag, August 8th, 2019

Bereits nach dem ersten Wettbewerbstag haben sich Erik, Lennart und Luis in eine Ausgangslage gebracht, von der aus die Medaillenränge gut erreichbar, aber keinesfalls sicher sind. Vincent hat sich hingegen sogar ein gutes Stück nach oben abgesetzt und die Silberränge ins Visier genommen.

Gestern stand nun erst ein entspannter Exkursionstag an, bei dem Coaches und Teilnehmer (leider in weitgehend getrennten Gruppen) die Hauptstadt Baku, deren historische Altstadt sowie das örtliche Teppichmuseum erkundet haben. Letzteres erstaunte vor allem durch die schier unermessliche händische Arbeit, mit der die Massen an ausgestellten und hochkomplexen Teppichen geknüpft worden sein müssen. Nur Vincent musste leider am Nachmittag aussetzen, nachdem er trotz seiner Gluten-Allergie vermutlich an ebensolches geraten ist – wir hoffen sehr, dass er den heutigen Wettbewerb wieder bei vollen Kräften bestreiten kann (bisher schlägt er sich jedoch wacker!).

Coach Gregor im Teppichmuseum.

Heute stehen nun überaus innovative Aufgaben im Fokus. Zuerst geht es bei einer Approximationsaufgabe darum, durch gegebene Punkte in einer Ebene einen Pfad zu ziehen, der stets entlang der Koordinatenachsen verläuft und aus möglichst wenigen Abschnitten bestehen soll. Auf diese Weise soll am Ende – man ahnt es schon fast – ein besonders ausgefallenes Teppichmuster entstehen.

In der zweiten Aufgabe, wenn der das Schwarz-weiß-Bild eines Roboters verarbeitet werden muss, geht es weniger um Algorithmen, sondern um das Erstellen einer logischen Formel, die die Entfernung zwischen zwei schwarzen Punkten prüfen kann. Hierfür ist es quasi unmöglich zu trainieren, sondern es ist vor allem Kreativität gefragt. Tatsächlich erreichen Vincent, Erik und Lennart hier bereits gut eine Stunde vor Schluss hohe Punktzahlen.

Und schließlich geht es in der dritten, wiederum weitaus algorithmischeren und vermutlich auch schwersten Aufgabe darum, sich an der Skyline von Baku auf einem möglichst kurzen Weg entlangzuhangeln. Den Teilnehmern aus fast allen Nationen scheint hierbei aber die Puste auszugehen.

Gut eine Stunde vor Ende des Wettbewerbs passt kaum ein Blatt Papier zwischen Vincent und die Silberränge, hoffentlich macht er noch ein paar Plätze gut! Erik liegt relativ solide im Bronzebereich, muss diese Position aber noch eine Stunde lang halten. Lennart fehlt derzeit hingegen leider ein kleineres und Luis sogar ein größeres Stück bis zu einer Medaille, sodass hier fast nur noch ein fliegender Teppich weiterhelfen kann. Aber eine Stunde lang ist noch alles offen!

Algorithmen in der Arena (2)

Dienstag, August 6th, 2019

Die letzte Stunde des ersten Contests hat begonnen. Benjamin Qi aus den USA hat mittlerweile als bislang einziger alle Aufgaben komplett gelöst. Ansonsten ist an der Spitze seit längerem nur noch wenig Bewegung zu beobachten.

Vincent hat noch ein paar Punkte zugelegt und liegt – auf das gesamtergebnis hochgerechnet – in einem Bereich zwischen Silber und Bronze. Alle anderen deutschen Teilnehmer liegen noch unterhalb der Medaillenränge. Sie könnten aber alle noch einen kräftigen Sprung machen, wenn sie die Aufgabe “shoes” noch lösen, was bislang ungefähr die Hälfte des Feldes geschafft hat.

Wir bleiben dran und drücken die Daumen!

Algorithmen in der Arena

Dienstag, August 6th, 2019

Schon am zweiten Tag der IOI 2019 sind wir mitten drin im Wettbewerb, der ja, wie schon gesagt, in der “National Gymnastics Arena” stattfindet. Nach etwa der Hälfte der Zeit hat Vincent die vermutlich etwas leichtere Aufgabe des Tages vollständig gelöst und auch bei einer anderen Aufgabe Punkte geholt. Das sieht gut aus! Auch Lennart und Erik haben bereits Punkte geholt, während Luis sich mit der Abgabe seiner Lösungen noch Zeit lässt. Voller Bewunderung darf man die Spitze des Feldes betrachten, wo die ersten Teilnehmer bereits zwei Aufgaben vollständig gelöst und auch in der dritten Aufgabe Punkte gesammelt haben. Wie in den letzten Jahren üblich kann man den Verlauf der Resultate im Live-Ranking verfolgen: https://ranking.ioi2019.az

Auf dem Weg zu den heutigen Aufgaben hatte die Teamleitung die Hürde der Übersetzung zu überwinden. Die englischen Vorlagen waren kurz und prägnant formuliert, so dass die Übertragung ins Deutsche grundsätzlich keine großen Schwierigkeiten machte. Dummerweise wurde aber an den Originalen noch eine Zeit lang gearbeitet. Darauf müssen natürlich auch die Übersetzer warten, und am Ende ging es dann doch erst um halb drei morgens ins Bett. Aufregung entstand um eine Aufgabe, in deren Einkleidung die Veranstalter ausgerechnet den meist umkämpften Ort im Konflikt mit Armenien um die Region Bergkarabach erwähnen mussten. Im Vorhinein hatte sich das “International Scientific Committee” der IOI bereits dagegen ausgesprochen, und diesem Vorschlag schloss sich die Versammlung der Teamleiter, die “General Assembly” an. Die Aufgabe wurde dann geändert, aber in der nächsten Fassung wurde dann ein Fluss in Armenien mit armenischem Namen erwähnt – was dann erneut Protest hervorruf, weil einige Teamleiter das als Versuch ansahen, den zuvor gefassten Beschluss zu umgehen. Die Mehrheit der IOI-Gemeinde ist sich einig: Politik hat im Wettbewerb und erst recht in den Aufgaben nichts zu suchen.

Angekommen in Aserbaidschan!

Montag, August 5th, 2019

Wer sich mit Informatik beschäftigt, erlebt immer wieder Überraschungen – und manchmal nahezu Abenteuer! Schon die Anreise nach Baku hatte solche Überraschungen parat. Der Flieger nach Istanbul startete mit über einer Stunde Verspätung – nur bei 90 Minuten Transitzeit keine gute Idee. Die Teamleitung entwickelte insgeheim schon Pläne für eine Übernachtung in Istanbul und Diskussionen mit der Fluglinie, aber dann kam doch alles anders. Am Flugsteig in Istanbul wartete bereits ein Vertreter von Turkish Airlines, der die “Passengers to Bakü” (kein Schreibfehler, in der Türkei sagt man wirklich “Bakü” statt Baku) einsammelte und mit ihnen im Schweinsgalopp durch den gesamten – ja, wirklich den gesamten – Istanbuler Flughafen zum nächsten Abfluggate eilte. Und auch das Gepäck schaffte es in der kurzen Zeit von Flieger zu Flieger, so dass das deutsche Team am Ende entspannt und mit voller Ausrüstung in Baku ankam.

Schon im Flughafen und später auch bei der Busfahrt vom Flughafen zu den Unterkünften leuchtete das Logo der IOI 2019 an immer wieder neuen Stellen auf. Die Bedeutung, die dieser Veranstaltung in Aserbaidschan zugemessen wird, wurde so mehr als deutlich. Auch bei den Unterkünften wurden keine Mühen und – insbesondere beim Hotel für die Teamleiter – auch keine Kosten gescheut.

Der erste “richtige” IOI-Tag startete heute mit der Practice Session. Die beiden Klausuren werden in der “National Gymnastics Arena” stattfinden. Wo sonst vermutlich Turnwettkämpfe, Hallenballsport und ähnlicher Sport betrieben wird, hat der IOI-Sponsor Acer nun über 300 Laptops aufgestellt und mit den Servern für die Auswertung der Lösungen vernetzt. Das alles macht einen sehr professionellen Eindruck, und es gab keine technischen Probleme zu vermelden. Neu bei der IOI: Die Teilnehmer können während der Klausur über das Wettbewerbssystem Nachschub bei der Verpflegung anfordern. Um Sprachbarrieren zu vermeiden, wurden kurzerhand Buttons für ein Glas Wasser, eine Banane, einen Apfel, Schokolade und Kuchen installiert – wer möchte an so einem Wettbewerb nicht gerne teilnehmen … Auch ein Gang zur Toilette kann per Button-Click “angemeldet” werden – denn der darf laut Contest Rules nur in Begleitung angetreten werden. Angesichts dieses perfekten Komforts sieht das deutsche Team den Wettbewerbstagen in bester Stimmung entgegen.

Deutsches IOI-Team Tag 1

Deutsches Team nach der Practice Session (vlnr): Vincent de Bakker, Lennart Ferlemann, Luis Bahners und Erik Sünderhauf.

Ein kleines Postskriptum

Samstag, September 8th, 2018

Gestern Abend wurden wir noch von unserem Guide Ryūichirō mit einer Sammlung japanischer Spezialitäten überrascht, die direkt heute morgen während des Bustransfers zum Flughafen verkostet wurden.

Die Übersicht

Frittierte und gezuckerte Süßkartoffelstifte (芋けんぴ)

Kamaboko (かまぼこ), eine Surimi-Variante – links im Bild rund 50% der Hand des Teamleiters

Getrockneter Rochenflügel (エイひれ), eine japanische Delikatesse

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Ryūichirō – sowohl für das gestrige Geschenk im Besonderen als auch für seine tolle Arbeit während der vergangenen Woche im Allgemeinen!

PPS: Das zuvor angekündigte Video der Dolphin Show muss leider aufgrund akuter Unfähigkeit des Teamleiters (d.h. meiner Wenigkeit) entfallen.

さようなら、またバクーで (Auf ein Wiedersehen in Baku!)

Freitag, September 7th, 2018

Gesichtet: Ia(?)

Nach einer teils spannenden, teils entspannenden Woche in Tsukuba herrschte heute noch einmal reges Treiben. Während die Teamleitung noch letzte Diskussionen und Abstimmungen zu absolvieren hatte, durften sich die Teilnehmer mit den Sponsoren vergnügen. Natürlich durfte auch Ia nicht fehlen, heute vertreten durch ein Double aus Fleisch und Blut. (Hierbei handelte es sich um Cosplay des Vocaloids und nicht um die Märtyrerin aus dem vierten Jahrhundertbemerkt haben wir dies, als Gespräche enthüllten, dass es sich um einen Mann handelte.)

Am Nachmittag stand die Closing Ceremony der diesjährigen IOI an. Eröffnet wurde diese durch eine traditionelle japanische Taiko-Performance, dargeboten von einer Hochschulgruppe der örtlichen Universität.

Nach den üblichen Reden folgte mit der Medaillenverleihung der Höhepunkt der diesjährigen IOI. Aus deutscher Sicht gab es dabei eine silberne und zwei bronzene Medaillen zu bejubeln.

V.l.n.r.: Erik Sünderhauf (Bronze), Janine Lohse, Guide Ryūichirō Akaho, Tobias Schindler (Silber) und Florian Jüngermann (Bronze)

Danach ging es noch zur »Sayōnara-Party« (さようならパーティー), bei welcher das aus den letzten Tagen bekannte Fingerfood serviert wurde. Es bleibt abzuwarten, ob diese IOI bezüglich der Verpflegung neue Standards gesetzt hat oder ob es nächstes Jahr in Baku, Aserbaidschan, dann doch wieder etwas Warmes zu essen gibt. Von unserer Mannschaft hat Erik als einziger die Möglichkeit, dies als Teilnehmer herauszufinden; die restlichen drei dürfen als Abiturienten in Zukunft leider nicht mehr teilnehmen. Vielleicht wird jedoch der eine oder andere von ihnen demnächst als Teil der Teamleitung zu weiteren Olympiaden fahren.

Morgen heißt es dann noch einmal früh aufstehen, um den Heimflug nicht zu verpassen. Wir verabschieden uns an dieser Stelle und sagen: IOI どうも ありがとう ございました。(Vielen herzlichen Dank für diese tolle IOI!)

Girls und Tempel

Donnerstag, September 6th, 2018

Sollte die obige Überschrift verwirrend sein: verzaget nicht! Dieser etwas lang geratene Blogpost verspricht – neben vielem anderen – Aufklärung…

Heute fand die bereits angekündigte gemeinsame Sightseeing-Tour aller Delegationen durch die Ibaraki-Präfektur statt. Das bedeutete insbesondere, dass sich Teilnehmer und Teamleitung zum ersten Mal bei dieser IOI für mehr als zwei Stunden gesehen haben.

Das erste Ziel war der Isosaki-Schrein in Ōarai. Dieser wurde 856 n.Chr. erbaut, dann aber zerstört und um das Jahr 1700 (die Quellen sind sich über die genaue Jahreszahl uneins) wiederaufgebaut.

Der Pazifik in der Nähe des Tempels (auf das Bild klicken zum Vergrößern). Oben links zu sehen:…

Das erste der drei zum Tempel führenden Tore

Plakette am Sturz des zweiten Tors

Das letzte der drei Tore (von der Schreinseite aus fotografiert, d.h. nach dem Durchschreiten)

Bevor man im Tempel beten kann, ist eine rituelle Reinigung vorgeschrieben (sofern man nicht zuvor die drei Tore durchschritten hat). Hierbei werden beide Hände sowie der Mund mit dem Wasser in einer der Kellen gereinigt.

Wie in Japan nicht weiter verwunderlich, ist ein Teil des Ritus auch die Reinigung des Griffs der Kelle aus Rücksichtnahme auf den nachfolgenden Schreinbesucher

Hier erschloss sich uns der rituelle Kontext nicht ganz

Der Eingang zum Innenhof wird von zwei Hunden bewacht (wie wir heute gelernt haben, handelt es sich in Wirklichkeit um Löwen – diese waren jedoch in Japan nicht bekannt, als die Ikonographie aus Indien importiert wurde, sodass sie immer als Hunde tituliert werden).

Der offene Mund des Löwen/Hundes repräsentiert den Laut »A« (»अ«, der erste Buchstabe des Sanskrits) als Symbol für den Anfang

Der geschlossene Mund verweist auf den Laut »M« (»म«, der letzte Buchstabe des Sanskrit) als Symbol für das Ende

Der Zugang zum Innenhof

Auch das Beten selbst  folgt einem festen Ritus: zunächst verbeugt man sich zweimal (als Zeichen der Respekterweisung), dann klatscht man zweimal laut in die Hände (um die Aufmerksamkeit der entsprechenden Gottheit zu erhalten), woraufhin das eigentliche Gebet (im Stillen) erfolgt. Zum Abschluss verbeugt man sich ein weiteres Mal.

Der eigentliche Schrein, an dem man betet: das Tau repräsentiert die Wolken, während die angehängten Papierstreifen Blitze darstellen. Insgesamt verweist die Symbolik auf Regen, für den in früheren Zeiten (aufgrund der starken Abhängigkeit von der Reisernte) oft gebetet wurde

Der weiße Baum von Gondor Ein Baum im Innenhof des Schreins

Zum Abschluss des Schreinbesuchs kam es noch zu einem unerwarteten Heimatflashback auf heiligem Grund:

Unten in der Mitte steht wortwörtlich: »Girls und Panzer. Das Finale« (auf das Bild klicken zum Vergrößern)

 

Nächste Station war das nahegelegene Aquarium Aqua World, in dem unter anderem eine Delfinshow geboten wurde:

Vorher…

… nachher

Unsere Nachbarn aus Österreich – sonst mit Wasser ja eher in anderem Aggregatszustand vertraut – wurden bei einer ähnlichen Aktion im Übrigen sehr nass. In Zukunft sollen auf diesem Blog noch ausführlichere Videos folgen (von den Delfinen – nicht von den Österreichern), sobald die Teamleitung gelernt hat, das Rohmaterial vernünftig zu bearbeiten.

Selbstverständlich bot das Aquarium aber auch andere Attraktionen:

»Hallo, du da!«

Tropenfische

Auch in einem Aquarium darf ein Pappaufsteller mit Animédamen – in diesem Fall nach dem ersten Treffen am Schrein quasi schon alte Bekannte – natürlich nicht fehlen

 

Im Anschluss wurde das Mittagessen stilecht auf der Besuchertribüne einer nahegelegenen Turnhalle serviert.

Diese drei Grazien – aus Jugendschutzgründen leicht zensiert – wachten mit Argusaugen über unser Mahl (Fun fact: In diesem Blogpost finden sich nun mehr Frauen als im Teilnehmerfeld der diesjährigen IOI)

Unsere Lunchbox von außen…

… und von innen (Public Service Announcement: genau eines der folgenden drei Dinge war warm: das Wetter vor Ort – unsere Lunchbox – der Südpol)

 

Zum Abschluss führte uns die Tour zum Hitachi Seaside Park. Glaubt man den Fotos im ausgegebenen Parkführer, waren wir jedoch leider genau zur falschen Jahreszeit dort: im Frühling bzw. Herbst hätten sich wesentlich größere Schauwerte geboten.

Der Hügel Miharashi No Oka mit den charakteristischen Sommerzypressen (Klicken zum Vergrößern) – im Vordergrund: 75% des deutschen Teams

Eine Detailaufnahme – in wenigen Wochen werden sich die Sommerzypressen alle weinrot verfärbt haben

Wie der Name bereits nahelegt, befindet sich der Hitachi Seaside Park am Meer – wer sich ein Fahrrad gemietet hatte, hatte auch die Chance, dieses tatsächlich in der veranschlagten Zeit zu erreichen

An dieser Stelle seien die Veranstalter ausdrücklich für einen gelungenen und hervorragend organisierten Ausflugstag gelobt – ein Lob, das man in der Rückschau auch ohne Vorbehalte auf die gesamte IOI ausdehnen kann.